Berichte und Dokumente

Limikolenzug am Herrenteich


Flußuferläufer, ad.
Photo: S. Kästner
Gewässer haben für Ornithologen einen besonderen Reiz. Sie sind vielfältige Biotope und weisen nicht selten eine beeindruckende Artenvielfalt auf. Im Oberland dominiert die angestaute Saale, die im Winterhalbjahr zahlreichen Wasservögeln als Rastplatz dient. Die Teiche und Kleinspeicher der Region hingegen werden besonders im Frühjahr und Herbst regelmäßig kontrolliert. Neben Entenvögeln sind es vornehmlich Limikolen, die das Interesse des Ornithologen zu dieser Zeit wecken. Bereits kleine Schlammflächen und flaches Wasser genügen, um die durchziehenden Schnepfenvögel zur Rast zu bewegen. Aufgrund von Baumaßnahmen am Überlauf wurde der Wasserspiegel des Trinkwasserspeichers Herrenteich gegenwärtig erheblich abgesenkt. Die dadurch entstandenen Schlammflächen bieten ein attraktives Nahrungsangebot für Limikolen.


Waldwasserläufer, dj.
Photo: S. Kästner
Regelmäßig erscheinen Flußuferläufer (Actitis hypoleucos) im Gebiet. Früheste Nachweise vom Heimzug stammen aus dem März, der Höhepunkt liegt im Mai. Stärker ausgeprägt ist der Durchzug im Sommer und Herbst. Bereits im Juli ist ein erster Anstieg der Beobachtungen zu verzeichnen. Der Zug gipfelt im August und September. Der späteste Nachweis datiert auf Oktober. Die Art rastet gelegentlich auch abseits von Gewässern und konnte mehrfach an Teichen in Siedlungen festgestellt werden.
Neben dem Flußuferläufer ist der Waldwasserläufer (Tringa ochropus) der am häufigsten im Oberland festgestellte Schnepfenvogel. Diese Art rastet gern an vegetationsreicheren Ufern. Zwischen März und September treten Waldwasserläufer bei uns auf. Sommerbeobachtungen beziehen sich vermutlich auf Nichtbrüter, die auch längere Zeit an einem Ort verbleiben können. Der auf den ersten Blick sehr ähnliche Bruchwasserläufer (Tringa glareola) hingegen ist ein seltener Durchzügler in unserem Beobachtungsgebiet. Weniger als 20 Nachweise
Bruchwasserläufer, dj.
Photo: S. Kästner
gelangen in den vergangenen 40 Jahren. Im nahegelegenen Dreba-Plothener Teichgebiet, einem bedeutenden Vogelschutzareal, wird der Bruchwasserläufer deutlich häufiger beobachtet und übertrifft in der Zahl auch den Waldwasserläufer. Der Bruchwasserläufer ist merklich schlanker als der Waldwasserläufer und kann besonders im Jugendkleid durch die auffällige beigeweiße Fleckung erkannt werden.
Ebenfalls ein seltener Durchzügler ist der Grünschenkel (Tringa nebularia). Sein charakteristischer Ruf, ein flötendes "tju-tju-tju", Größe, Gestalt und der leicht aufgeworfene Schnabel sind wichtige Bestimmungsmerkmale. Im April, häufiger noch im Mai und ausnahmsweise im Juni tritt die Art auf dem Frühjahrszug bei uns auf. Im Herbst setzt der Zug im August ein, findet einen deutlichen Höhepunkt im September und klingt Anfang Oktober aus.
Nur drei Nachweise gelangen bisher vom Dunklen Wasserläufer (Tringa erythropus) im Gebiet der Oberen Saale. Nach 1977 und 1988 wurde jetzt
Grünschenkel, dj.
Photo: S. Kästner
am Herrenteich ein Individuum beobachtet und photographisch dokumentiert. Markant sind die leuchtend orangeroten Füße, die lediglich eine Verwechslung mit einem Rotschenkel (Tringa totanus) erlauben. Dieser hat jedoch einen deutlich kürzeren Schnabel und wirkt gedrungener. Alle aufgeführten Arten konnten am 14.8.2006 auf den Schlammflächen des Herrenteichs angetroffen werden. Solch eine Artenvielfalt ist jedoch für unsere Gegend eine Ausnahme.
Herrenteich bei Neundorf
Photo: S. Kästner

Dunkler Wasserläufer, dj.
Photo: S. Kästner