Berichte und Dokumente

Zum Auftreten des Kuckucks (Cuculus canorus) im Gebiet der Oberen Saale

Mit der Wahl zum "Vogel des Jahres" durch den Naturschutzbund (NABU) rückt alljährlich eine Vogelart in das Blickfeld der interessierten Gemeinschaft. Der Arbeitskreis Ornithologie Obere Saale (AKOOS) nutzt die mit der Wahl verbundene öffentlichkeitswirksame Präsentation der jeweiligen Arten regelmäßig für gezielte Bestandserfassungen und Auswertungen des vorhandenen Datenmaterials.
Für das Jahr 2008 fiel die Wahl auf den Kuckuck. Der gegenwärtig vorhandene Datenbestand zeigt ein sehr indifferentes Bild. In der älteren Literatur sind für unser Gebiet nur wenige Hinweise über den Kuckuck enthalten. Die bei Hildebrandt (1919) für Ostthüringen angegebene Bemerkung "überall häufig" bezieht sich mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht auf die Höhen des Frankenwaldes und das Gebiet der Oberen Saale. Der Kuckuck mag in der damals abwechslungsreicheren Kulturlandschaft bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein häufiger aufgetreten sein, als dies gegenwärtig der Fall ist, zahlreich war er aber vermutlich nie. Genaue Bestandsangaben liegen allerdings nicht vor. Die neueren Aufzeichnungen beginnen Anfang der 1960er Jahre. Für die Meßtischblätter Liebengrün, Lehesten, Bad Lobenstein und Hirschberg wurde 1988/89 ein Bestand von durchschnittlich zwei bis fünf "Brutpaaren" angegeben.
Mit Stand 20.10.2007 liegen seit 1961 nur 124 Datensätze vor. Die in der Tabelle dargestellte Verteilung der Beobachtungen auf die Jahre 1961 bis 2007 zeigt eine Zunahme der Feststellungen ab 2002 aufgrund einer intensiveren Beobachtertätigkeit. Dagegen ist für die 1960er und 1970er Jahre oft nur das Ankunftsdatum der Art vermerkt worden. Über das tatsächliche Vorkommen des Kuckucks im Beobachtungsgebiet können aus dem Datenbestand für diesen Zeitraum keine Informationen gewonnen werden. Waren bis zu Beginn der 1990er Jahre zahlreiche Beobachtungen im Norden des Beobachtungsgebietes im Raum Remptendorf zu verzeichnen, so ist die seither auftretende Verlagerung der Nachweise in den Süden des Beobachtungsgebietes im wesentlichen einer geänderten Beobachteraktivität geschuldet. Dennoch bleibt festzuhalten, daß der Kuckuck gegenwärtig seltener nördlich der Linie Wurzbach-Bad Lobenstein-Saaldorf auftritt. Es fehlen aber verläßliche Daten. Die Zahl rufender Männchen im gesamten Gebiet an der Oberen Saale übersteigt wohl gegenwärtig nicht die Größe von fünf Individuen. Dabei zeigt das Diagramm, daß sich die Beobachtungen in der zweiten Maihälfte konzentrieren und nur wenige Junibeobachtungen vorhanden sind. Interessant ist auch die Feststellung, daß Beobachtungen auf dem Herbstzug seit Ende der 1990er Jahre nahezu völlig fehlen. Bis dahin konnte die Art mehrfach im August und bis zum 20.9. im Beobachtungsgebiet nachgewiesen werden.
Meist werden rufende Männchen festgestellt. Sichere Nachweise von Weibchen fehlen. Jedoch wurden bei drei Beobachtungen zwei Individuen nachgewiesen. Die Beobachtung zweier Kuckucke am 9.6.1992 im Langwassergrund bei Neundorf durch F. Radon und der Nachweis von zwei Individuen am 12.6.1982 durch W. Schrepel bei Röttersdorf läßt zumindest in der Vergangenheit Brutverdacht zu. Sichere Brutnachweise gelangen lediglich 1963 durch O. Weber, der einem jungen Kuckuck in einem Bachstelzennest fand und mit der Feststellung eines Kuckuckseis im Nest eines Neuntöters (Lanius collurio) bei Remptendorf durch R. Walther und A. Weidhaas am 29.5.1972.

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1100010200
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1000000534
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1991199219931994199519961997199819992000
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2001200220032004200520062007
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