Berichte und Dokumente

1. Jahrestreffen 2008


Peter Wieczorek (l) und Reinhart Walther (r)
Photo: S. Kästner
Der Erfahrungsaustausch stand im Mittelpunkt des Frühjahrstreffens am 12. April 2008. Anhand praktischer Beispiele erläuterte Reinhart Walther die zweckmäßige Dokumentation von Beobachtungen. Die für 2007 erreichte Zahl von etwa 20.000 Datensätzen, die für den Jahresbericht auszuwerten waren, zwingt künftig zu einer gewissenhafteren Nachbereitung der Exkursionen. Nur so läßt sich der Datenberg beherrschen und können aussagekräftige Schlußfolgerungen aus den Beobachtungen gezogen werden. Frank Radon informierte über bemerkenswerte Beobachtungen im Winterhalbjahr 2007/2008. Neben ersten Beobachtungen der Nilgans (Alopochen aegyptiacus) und neuen Beobachtungen des Mittelsägers (Mergus serrator) war besonders das stärkere Auftreten der Bleßralle (Fulica atra) interessant. In der Vergangenheit ungewöhnlich waren die frühen Beobachtungen von Misteldrossel (Turdus viscivorus) oder die Januarbeobachtungen eines Hausrotschwanzes (Phoenicurus ochruros). Verstärkt zogen im genannten Zeitraum Bergfinken (Fringilla montifringilla) durch das Gebiet der Oberen Saale. Einen solch starken Einflug konnten wir in den vergangenen 15 Jahren nicht dokumentieren. Lothar Knäschke erfreute die Anwesenden mit einem Kurzfilm über Spechte an seiner Fütterung. Ihm gelangen beeindruckende Aufnahmen von Buntspecht (Dendrocopos major), Grauspecht (Picus canus) und einem männlichen Mittelspecht (Dendrocopos medius), der regelmäßig am Schaftalg fraß. Die wiederholte Beobachtung dieser Art im Raum Burgk-Dörflas muß als ein Aufruf gesehen werden, bei Streifzügen entlang der Saale gezielt auf diesen Specht zu achten. Es ist keineswegs ausgeschlossen, daß der Mittelspecht sporadisch bei uns brütet. Im weiteren Verlauf der Veranstaltung informierte Klaus Springer über interessante Beobachtungen an einem neu angebrachten Nistkasten in einem Kirchturm. Nachdem zunächst Straßentauben (Columba livia f. domestica) Besitz vom Nistkasten ergriffen, entbrannte bald eine Rangelei zwischen Turmfalken (Falco tinnunculus) und Dohlen (Coloeus monedula). Die geschilderten Beobachtungen legen den Schluß nahe, daß ein Mangel an geeigneten Nistmöglichkeiten besteht. Hier greift der praktische Vogelschutz, der durch die "Aktion Nistkasten" des Arbeitskreises an diesem Tag noch weiter ausgebaut wurde. Durch die Evangelische Stiftung Christopherushof wurden im Auftrag des AKOOS verschiedene Nistkastentypen hergestellt, die jetzt kostengünstig an Interessierte und Mitglieder weitergegeben werden. Verbunden ist mit dieser Aktion die Numerierung neuer und bereits vorhandener Nistkästen, um diese in einer Datenbank aufzunehmen. Dieses Vorgehen soll zum einen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, daß nach dem Anbringen der Nisthilfen verwertbare brutbiologische Daten gesammelt werden. Zum anderen soll die Numerierung die Auswertung von Brutnachweisen für Melder und Datenpfleger erleichtern. Zusätzlich zu den Holzkästen aus der Werkstatt des Christopherushofes stellte Reinhart Walther selbst angefertigte Mehlschwalben-Nisthilfen vor, die er ebenfalls zum Selbstkostenpreis weitergab. Ebenso erfreulich wie die neuen Aktivitäten des AKOOS im praktischen Vogelschutz war die rege Beteiligung an der Diskussion, die sich im Zuge eines Vortrags von Sven Kästner entwickelte. Unter dem Thema "Grüne Energie und sanfter Tourismus" wurden die Herausforderungen für die vogelkundliche Arbeit in der Region beleuchtet, die durch die Veränderungen in Landwirtschaft und Energiegewinnung einerseits und Fremdenverkehr andererseits zu erwarten sind. Auch wenn die alarmierende Idee von Motorsport-Veranstaltungen in Thüringens Wäldern als Lockmittel für den Fremdenverkehr vorerst nicht weiter verfolgt wird, bleibt abzuwarten wie sich dieses Feld weiter entwickeln wird. Unser Ziel sind Lösungen, die dem Freizeitinteresse der Bevölkerung gerecht werden, ohne sensible Habitate zu beeinträchtigen.