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Exkursion ins Geiseltal

Gemeinsam mit Freunden vom NABU-Arbeitskreis Teichgebiet Dreba-Plothen führte der AKOOS am 19. Juli 2008 eine Exkursion in das Geiseltal durch, einem ehemaligen Tagebaugelände bei Mücheln in Sachsen-Anhalt. Nach 300 Jahren endete hier Mitte der 1990er Jahre der Braunkohletagebau. Im Rahmen der Rekultivierungsmaßnahmen hat die Flutung begonnen, wodurch nun aus dem Tagebaurestloch der Geiseltalsee entsteht. Ab dem Jahr 2010 wird er der größte künstliche See der Bundesrepublik Deutschland sein. Vorerst aber bietet die weiträumige Haldenlandschaft in einem Wechsel aus trockenen und feuchten Biotopen den Lebensraum für zahlreiche Offenlandbewohner. Unter den Insekten haben sich die Blauflüglige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) und die Blauflüglige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans) angesiedelt. Die Wechselkröte (Bufo viridis) ist ein typischer Bewohner der Kleingewässer. Das Augenmerk der Vogelkundler aber galt dem farbenprächtigen Bienenfresser (Merops apiaster), der in den sandigen Steilhängen seit einigen Jahren in zunehmender Zahl brütet. Die Teilnehmer der Exkursion hatten die seltene Gelegenheit Martin Schulze bei der Beringung über die Schulter zu schauen und konnten die Bienenfresser so aus nächster Nähe betrachten. Der Fang der Altvögel erfolgt mit Stellnetzen vor den Bruthöhlen, die Nestlinge werden vorsichtig aus den meist bis 1,5 m langen Brutröhren entnommen.
Schon auf dem etwa 6 km langen Fußmarsch zum Fangplatz war das markante trillernde "prürr" oder "krük krük" der jagenden Bienenfresser zu vernehmen. Die Vogelkundler aus dem Oberland erfreuten sich aber auch an Pirol (Oriolus oriolus) und Grauammer (Emberiza calandra). Auf den trockenen, vegetationsarmen Flächen konnten Heidelerchen (Lullula arborea) beobachtet werden. Brachpieper (Anthus campestris) wurden nicht bemerkt, doch ist die Art regelmäßiger Brutvogel in diesem Gelände. Typische Vertreter der Sukzessionsflächen waren Neuntöter (Lanius collurio) und Baumpieper (Anthus trivialis). Kormoran (Phalacrocorax carbo) und Haubentaucher (Podiceps cristatus) waren neben einem Paar Nilgänse (Alopochen aegyptiacus) und Graugänsen (Anser anser) am Geiseltalsee zu beobachten. In den Schilfbeständen sangen Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus). Interesse weckte auch eine Kolonie von Uferschwalben (Riparia riparia).

Reges Interesse der Exkursionsteilnehmer
Photo: S. Kästner
Bruthöhlen
Photo: S. Kästner
Bienenfresser (Männchen)
Photo: S. Kästner
Bienenfresser (Jungvogel)
Photo: S. Kästner
Haldenlandschaft im Geiseltal
Photo: S. Kästner
Uferschwalbe
Photo: S. Kästner