Beobachtungen und Aktivitäten

19. Oktober 2009
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Erstnachweis der Schwalbenmöwe (Xema sabini)


Diesjährige Schwalbenmöwe (Neundorf)
Photo: S. Kästner
Auf einer Exkursion zum Speicher Herrenteich bei Neundorf entdeckte R. Müller eine ihm zunächst unbekannte Möwe, die er anhand der angefertigten Belegaufnahmen später als Schwalbenmöwe bestimmte. S. Kästner und R. Walther konnten diese Bestimmung am 17.10. bestätigen. Dieser außergewöhnliche Gast ist nicht nur erstmals in unserer Region nachgewiesen, sondern hat in seiner Seltenheit auch überregionale Bedeutung. Für Thüringen wurden bisher erst drei Nachweise anerkannt. Die Beobachtung vom Speicher Herrenteich wurde an die Avifaunistische Kommission Thüringen (AKT) und die Deutsche Seltenheitskommission (DSK) gemeldet. Die zahlreichen Belegaufnahmen lassen eine zügige Bearbeitung dieses seltenen Fundes erwarten. Erst dann kann der Erstnachweis dieser Art auch offiziell in unsere Datenbank aufgenommen werden.
Die Schwalbenmöwe ist ein arktischer Brutvogel. Der weltweite Brutbestand liegt bei weniger als 100.000 Paaren. Hauptsächlich brütet sie in Alaska und dem nördlichen Kanada. Daneben gehören Spitzbergen und Grönland zu den Verbreitungsgebieten. Von dort ist der Vogel wohl auf seiner Wanderung in den Südatlantik zu uns getriftet. Die Schwalbenmöwen aus Grönland ziehen in die Region um das Kap der Guten Hoffnung und die Küste Namibias. Die Vögel Alaskas überwintern an der Westküste Südamerikas.
Bei unserer Möwe handelte es sich um ein diesjähriges Individuum, wie der grau-braue Rücken erkennen läßt. Deutlich sind der eingekerbet Schwanz mit der schwarzen Endbinde und die charakteristische Flügelzeichnung zu erkennen. Der dunkle Rand der äußeren Handschwingen und die grau-braune Färbung des inneren Armschwingen sowie Arm- und Handdecken umrahmen ein scharf abgegrenztes, weißes Dreieck. Die Möwe wirkt im Flug daher dreifarbig. Wendig stößt sie seeschwalbenartig zur Wasseroberfläche, um Insekten und kleine Fische abzulesen. Bis zum 18.10. konnte der Vogel zunächst beobachtet werden.

3. Oktober 2009
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Wasservogelzählung - Aufruf zur Mitarbeit

Die langjährigen Zählreihen der Internationalen Wasservogelzählung bieten einen einmaligen Einblick in die Entwicklung des Durchzugs von Wasservögeln in unserer Region. Die Daten werden auf Landes- und Bundesebene verarbeitet und bieten darüber hinaus eine wertvolle Quelle für Bestandsschätzungen weit über die Grenzen Deutschlands und Europas hinaus. Immerhin lassen sich Wasservögel gerade im Winterhalbjahr sehr gut zählen: Die Vögel konzentrieren sich auf vergleichsweise wenigen Gewässern und einige Arten, die in den menschenleeren Weiten des hohen Nordens oder Sibiriens brüten, geraten überhaupt erst in den Fokus.
Das Gebiet der Oberen Saale ist sicher kein Magnet für Wasservögel. Unsere Gegend ist eher arm an größeren Stillgewässern. Die Staustufen der Saale - bei us immer noch die bevorugten Rastgebiete - sind im Vergleich zu den gefluteten Tagebaurestlöchern im Norden oder den in milden Wintern weiträumig eisfreien Teich- und Seengebieten, etwa in Mecklenburg-Vorpommern, von geringerem Wert. Dennoch haben wir in der Vergangenheit solide Daten für unsere Region sammeln können und bei den regelmäßigen Zählungen auch manch seltenen Gast entdeckt.
Gerade in den Herbstmonaten und während des Frühjahrszuges sind aber neuerdings die Teiche und Speicher im Gebiet ein bevorzugter Aufenthaltsort für Wasservögel. Dies liegt sicher auch an dem zunehmenden Freizeitdruck auf dem Bleilochstausee. Nicht nur aus diesem Grund ist es wünschenswert, wenn möglichst viele unserer Teiche und Speicher durch die hiesigen Vogelkundler und Naturfreunde aufgesucht werden. Mit einem vergleichsweise geringen Aufwand kann der (Winter-)Bestand der Stockente (Anas platyrhynchos) fast vollständig erfaßt werden. Eine große Rolle spielen hier sicher die Dorfteiche, die als Beobachtungsort oft vernachlässigt werden. Reinhard Müller hat in der zurückliegenden Zählsaison zahlreiche Kleingewässer kontrolliert und so bereits wesentliche Lücken geschlossen. Eine Übersicht über die regelmäßig kontrollierten Gewässer finden Sie auf dieser Karte. Die Termine finden Sie hier.
Neben diesen Zählungen werden auch die Kormoranschlafplätze in der Region kontrolliert. Auch hier suchen wir Informanten. Sollten Sie also einen Schlafplatz kennen, so bitten wir um Verbindungsaufnahme. Wir würden uns natürlich besonders freuen, wenn auch an diesem Schlafplatz regelmäßig gezählt werden könnte. Die Daten fließen in die thüringenweite Zählung ein, deren Ergebnisse vom Verein Thüringer Ornithologen veröffentlicht werden. Hier finden Sie die Zählergebnisse der letzten Jahre (externe Vernknüpfung!). Wer Interesse hat, einen Zähler zu begleiten, um mehr über unser Vogelwelt und die nordischen Gäste zu erfahren, kann gern Kontakt mit uns aufnehmen. Wir freuen uns stets über Gäste.

3. September 2009
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Bruterfolg bei unserem Baumfalken (Falco subbuteo)


Junger Baumfalke auf dem Horst
Photo: S. Kästner
Nachdem am 13.7. erstmals in unserem Beobachtungsgebiet ein Horst des Baumfalken gefunden wurde, konnte kürzlich der Bruterfolg des Paares bestätigt werden. Am 30.8. entstand aus sicherer Entfernung nach längerem Warten das hier gezeigte Bild. bis jetzt schaut es so aus, als wäre nur ein Jungvogel im Horst. Der Vogel zeigt noch einzelne Flaumfedern an Rücken und Kopf. Er wird wohl Mitte nächster Woche ausgeflogen sein. Es handelt sich damit um eine vergleichsweise späte Brut. Bei Beobachtungen des Baumfalken Ende August und Anfang September sollte daher immer auch auf Anzeichen einer möglichen Brut geachtet werden.
Beobachtungen haben gezeigt, daß etwa 80% aller Jagden in einer Entfernung von 2-3 km vom Brutplatz entfernt stattfinden. Dabei werden je nach Standort vorzugsweise Schwalben und Sperlinge erbeutet. Interessant ist sicher, daß entflogene Wellensittiche einen erheblichen Anteil am Beutespektrum stellen können.

9. August 2009
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Reiherente (Aythya fuligula) auf dem Vormarsch


Reiherente mit Pulli (Crispendorf)
Photo: S. Kästner
Jeweils eine Brut der Reiherente wurde in diesem Jahr bisher in Crispendorf und auf der Saale in Ziegenrück dokumentiert. Jetzt gewinnt die Ausbreitung der Art unerwartet an Schwung.
Auf dem unteren Dorfteich in Crispendorf wurden zwei weitere Bruten entdeckt. Hinzu kommen zwei Bruten auf dem oberen Dorfteich. Damit fanden allein in Crispendorf fünf Bruten statt. Bis zum Vorjahr liegen keine Hinweise auf eine Brut vor. Erstaunlich ist, daß gerade auf diesen Gewässern so erfolgreich gebrütet werden konnte. Neben dem Risiko einer Prädation durch Katzen und dem Verlust durch antropogene Einflüsse (u.a. Mäharbeiten am Ufer) erstaunt der Bruterfolg nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Beschaffenheit beider Teiche. Der spärliche Uferbewuchs scheint ausreichende Deckung geboten zu haben. Ob das Angebot an Nahrung zu so zahlreicher Brut verleitete, bleibt ungeklärt. Beide Teiche sind vollständig mit Wasserlinsen bedeckt (Photo).
Neben diesen Brutnachweisen wurde heute zudem ein zweites führendes Weibchen auf der Saale bei Ziegenrück festgestellt. Auch hier waren die Jungvögel erst wenige Tage alt. Damit steigt die Zahl auf sieben erfolgreiche Bruten der Reiherente im Beobachtungsgebiet!

26. Juli 2009
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Aktuelle Beobachtungen

In dieser Brutsaison gab es wiederum bemerkenswerte Beobachtungen, die an dieser Stelle kurz mitgeteilt werden sollen. Erstmals gelangen Brutnachweise von Baumfalke (Falco subbuteo) und Schwarzmilan (Milvus migrans) in unserem Beobachtungsgebiet. Die Beobachtung bestärkt die beiden im vergangenen Jahr als Brutverdacht gewerteten Beobachtungsreihen um Remptendorf und Langgrün. Zufällig fanden S. Kästner und A. Schmidt den Horst und beobachteten, wie das Weibchen nach einem gemeinsamen Nahrungsflug mit dem Männchen zum Brüten oder Hudern zurückkehrte. 1959 wurde der Baumfalke letztmalig im Raum Remptendorf als wahrscheinlicher Brutvogel festgestellt. Allerdings lag bis zum heutigen Tage kein Horstfund vor.
R. Hartmann entdeckte im Juli auf einem im Vorjahr vom Rotmilan (Milvus milvus) besetzten Horst die Brut des Schwarzmilans. Auch für diese Art bestand zuvor Brutverdacht. Nun konnte das Brüten erstmals nachgewiesen werden. Der Horstfund gelang dort, wo bereits ein künftiges Brüten vermutet wurde.
Bemerkenswert ist auch die weitere Ausbreitung der Reiherente (Aythya fuligula). Hohe Zahlen übersommernder Reiherenten auf den beiden Dorfteichen in Crispendorf führten in diesem Jahr überraschenderweise sogar zu einer Brut auf einem der beiden Teiche. Die vier Pulli wurden von S. Kästner, A. Schmidt und L. Knäschke gesehen. Eine weitere Brut mit sieben Pulli fand A. Schmidt auf der Saale in Ziegenrück. Mehrfach wurden Reiherenten im Beobachtungsgebiet zur Brutzeit angetroffen. Es wird erwartet, daß sich die Art in den nächsten Jahren weiter ausbreiten wird und bald auch an anderen Gewässern brütet. Gegenwärtig scheint die 500-Meter-Höhenlinie ein größeres Hindernis zu sein, als geeignete Brutgewässer. Diesen Schluß läßt das zunehmende Auftreten im Norden bei Ziegenrück und Crispendorf, aber auch bei Liebengrün vermuten. Dagegen ist die Art im sächsischen Vogtland längst Brutvogel in Höhenlagen um 700 m ü. NN.
In den nächsten Tagen werden die Mauersegler (Apus apus) unser Beobachtungsgebiet wieder verlassen. Der Durchzug an Kleinvögeln hat bereits eingesetzt, wenngleich er oft noch unmerklich erfolgt. Daher sollten die Beobachter gerade jetzt auf durchziehende Arten im eigenen Garten und allgemein in Siedlungen achten. Die zur Brutzeit dort nicht festgestellten Arten sind ein untrügliches Zeichen für Migration.
Auch Eisvögel (Alcedo atthis) können vereinzelt wieder bei uns beobachtet werden. Nach abgeschlossenem Brutgeschäft, welches wohl in diesem Jahr nicht in unserem Beobachtungsgebiet stattfand, streifen Alt- und Jungvögel umher. Nachdem sich die Art nach dem strengen Winter in diesem Jahr bei uns sehr rar machte, lassen erste Nachweise im Juli auf eine Erholung des Bestands in den nächsten Jahren hoffen.

4. Juli 2009
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Aktuelle Beobachtungen

Kaum hat der Sommer Einzug gehalten, schon sind erste Zugbewegungen zu beobachten, die das Ausweichen einzelner Arten in das Winterquartier beginnen lassen. So sind gegenwärtig wieder verstärkt Waldwasserläufer (Tringa ochropus) zu beobachten. Der Durchzug der Fichtenkreuzschnäbel (Loxia curvirostra) hält an, wenngleich die Vögel nicht mehr so ruffreudig erscheinen, wie in den vorangegangenen Wochen. Hier ist es aber kein Wegzug sondern die Rückkehr der im vorigen Jahr fehlenden Art. Überhaupt sind die Finken jetzt sehr aktiv. An den Rändern von Rapsfeldern sind zur Zeit regelmäßig gemischte Schwärme mit Stieglitz (Carduelis carduelis), Girlitz (Serinus serinus) und Bluthänfling (Carduelis cannabina) zu sehen. Truppweise waren jetzt auch erste Erlenzeisige (Carduelis spinus) unterwegs.
Auf erstes Verstreichen von Jungvögeln und Altvögeln deuten die jetzt zunehmenden Nachweise in den Siedlungen von Arten wie Klappergrasmücke (Sylvia curruca), Zilpzalp (Phylloscopus collybita), Kleiber (Sitta europaea) oder Weidenmeise (Parus montanus). Auch der Buntspecht (Dendrocopos major) wird bald wieder durch unsere Gärten ziehen. Die Tageslisten, welche einige unserer Beobachter führen, geben einen sehr aufschlußreichen Einblick in diese Bewegungen. Daher freuen wir uns über weitere Interessenten, die eine solche Liste führen. Die Listen gibt es im Archiv zum Herunterladen.
Noch immer sang heute der Karmingimpel (Carpodacus erythrinus) im Langwassergrund bei Neundorf. Das mag ein Zeichen dafür sein, daß der Vogel unverpaart blieb.
Unser Beobachtungsgebiet wird ab diesem Jahr im Nordosten um die Ortschaften Grochwitz, Erkmannsdorf, Eßbach und Crispendorf erweitert. Letzter Ortschaft deutet mit ihrem beständig zunehmenden Sommerbestand an Reiherenten (Aythya fuligula) bereits den Übergang zum Landschaftstyp des nahegelegenen Dreba-Plothener Teichgebiets an. Auf einem der beiden Dorfteiche konnte heute der Brutnachweis einer Reiherente erbracht werden. Die weitere Ausbreitung der Art wird in den nächsten Jahren wohl auch in den höheren Lagen des Oberlandes zu erwarten sein. Dies deuten die wiederholten Nachweise auf verschiedenen Speichern und Teichen an.

12. Juni 2009
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Ornithologischer Jahresbericht 2008 erschienen

Mit großer Freude kann seit heute der Jahresbericht verteilt werden. Es ist zweifellos der umfangreichste, der bisher veröffentlicht wurde. Über 80 Beobachter und Melder haben zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen. Der Jahresbericht enthält die Ergebnisse aus Beobachtung und Beringung im Jahr 2008, die Zusammenfassung der Wasservogelzählung im Winter 2008/2009, einen Bericht über die Arbeit des AKOOS im vergangenen Jahr, und Artikel über Nistkästen für Rauhfußkäuze sowie den Eisvogel an der Oberen Saale. Farbige Karten und Abbildungen sowie Diagramme und Tabellen ergänzen die Informationen.
Wir verteiben den Jahresbericht zum Selbstkostenpreis. Die Broschüre kann für 7 Euro erworben werden. Den Versand berechnen wir mit 1 Euro. Wir bitten um etwas Geduld in der Bearbeitung. Für Bestellungen und Fragen wenden Sie sich bitte an Sven Kästner oder Reinhart Walther (Remptendorf).
Mit großen Schritten wird auch unser erstes Sonderheft fertiggestellt. Wir hoffen, das Heft ab spätestens August anbieten zu können. Auf etwa 80 Seiten werden neun Artikel zu finden sein. Das sind im Einzelnen Revierkartierungen und kommentierte Artenlisten für ausgewählte Gebiete sowie eine Auswertung zum Durchzug des Fischadlers (Pandion haliaetus) in unserer Region. Beiträge zum Vorkommen und zur Brutbiologie des Waldlaubsängers (Phylloscopus sibilatrix) an der Oberen Saale sowie zum Durchzug von Wasservögeln auf Gewässern in unseren Siedlungen bereichern die Broschüre ebenso wie ein kurzer Artikel über Schnabelanomalien beim Eisvogel.
Alle vogelkundlich Interessierten der Region sind aufgerufen, sich an der Gestaltung der Sonderhefte zu beteiligen. Wir würden sehr gern die Beiträge weiterer Beobachter aufnehmen. Nur Mut! Das erste Sonderheft wird Ihnen zeigen, daß es keine große Hürde ist, eigene Beobachtungen auszuwerten. Unsere Sonderhefte haben nur einen Anspruch: das Wissen über die Vogelwelt an der Oberen Saale aufzubereiten, zu vermehren und zu bewahren.

30. Mai 2009
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Jahresbericht und Tageslisten

Der Ornithologische Jahresbericht des AKOOS ist in Kürze verfügbar. Für 2008 wurden mehr als 23.000 Beobachtungen, Nestkarten und Beringungsdatensätze in die Datenbank des Arbeitskreises aufgenommen. Davon lagen mehr als 22.600 in den festgelegten Grenzen des Beobachtungsgebietes und in unmittelbarer Nähe dazu. Diese Daten werden im vorliegenden Jahresbericht ausgewertet. Im Vergleich zum Vorjahr wurde der Umfang der gewonnenen Daten nochmals um 10% gesteigert. Insgesamt konnten 161 Arten nachgewiesen werden (2007: 146). Auf nunmehr 140 Seiten(!) berichten wir über die Beobachtungen des vergangenen Jahres. Das Heft kann zum Selbstkostenpreis von ca. 7 Euro bezogen werden (genauer Preis inkl. Versand auf Anfrage).
Für die Jahresberichte haben sich die von etlichen Beobachtern geführten Tageslisten bewährt. Im Archiv finden Sie daher geeignete Vordrucke. Nutzen Sie bitte auch die Möglichkeit für den digitalen Versand. Dafür steht eine Version des Vordruckes im Format von Microsoft Excel 97 zur Verfügung. Für Fragen bezüglich der Tageslisten wenden Sie sich bitte an Sven Kästner.

30. Mai 2009
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Aktuelle Beobachtungen

Zum Ende des Monats wird es Zeit, eine erste Bilanz der gegenwärtigen Brutsaison zu ziehen. Der Eisvogel (Alcedo atthis) wurde in den vergangenen Monaten nur sehr spärlich beobachtet. Es gibt gegenwärtig keine Anzeichen für eine Brut. Der zurückliegende Winter hat damit das Vorkommen an der Oberen Saale ausgelöscht. Ebenfalls in geringerer Zahl treten Turmfalke (Falco tinnunculus) und Ringeltaube (Columba palumbus) auf. Selbst der Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) scheint Bestandsverluste erlitten zu haben. Der Buntspecht (Dendrocopos major) befindet sich noch immer auf einem Tief und kann gegenwärtig von den Borkenkäfer-Kalamitäten der vergangenen Jahre nicht profitieren. Dagegen wurden bei den Kontrollen von Eulenkästen vier Brutpaare des Rauhfußkauzes (Aegolius funereus) entdeckt, nachdem im Vorjahr nur zwei Brutplätze bekannt wurden. Vom Flußregenpfeifer (Charadrius dubius) wurde in diesem Jahr ein brütendes Paar gefunden. Die Beobachtung eines Waldwasserläufers (Tringa ochropus) Ende Mai am Speicher Herrenteich deutet nach einem schwachen Frühjahrszug bereits auf erste Rückzugsbewegungen oder das Verstreichen von Nichtbrütern. Bei Star (Sturnus vulgaris) und Kohlmeise (Parus major) ist die erste Brut bereits abgeschlossen. Letztere profitert augenscheinlich von den Nistkästen, die von uns angebracht worden sind. In der Mehrzahl der Nisthilfen wurden größere Gelege der Kohlmeise gefunden.
Das Zuggeschehen im Frühjahr war in diesem Jahr sehr stark von Witterungseinflüssen geprägt. Nach langanhaltendem Frost brachte eine Wärmephase um Ostern einen kräftigen Schub. Zahlreiche Arten erreichten Thüringen vergleichsweise früh. Alle spätziehenden Arten aber ließen auf sich warten und benötigten einige Zeit, um ihre Bestände im Brutgebiet eintreffen zu lassen. Dies trifft u.a. für die Rauchschwalbe (Hirundo rustica), den Mauersegler (Apus apus) und den Neuntöter (Lanius collurio) zu.

21. März 2009
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Aktuelle Beobachtungen


Bergfinken bei der Nahrungssuche
Photo: S. Kästner
Noch immer sind Mäusebussard (Buteo buteo) und Turmfalke (Falco tinnunculus) in vergleichsweise geringer Zahl zu beobachten. Es gilt weiterhin, das Zuggeschehen bei beiden Arten zu beobachten. Allmählich treffen jetzt die Bachstelzen (Motacilla alba) ein, deren Zahl noch immer recht gering ist. Der erste Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros) wurde bereits gesehen, doch hat der eigentliche Durchzug noch nicht nicht begonnen. Vereinzelt singen bereits Heckenbraunellen (Prunella modularis). Auf den Saatfelderm, auf grünland und Wiesen sind gegenwärtig häufig Rotdrosseln (Turdus iliacus) zu beobachten. Der Durchzug von Singdrossel (Turdus philomelos) und Misteldrossel (Turdus viscivorus) ist in vollem Gange. Gleiches gilt für die Finken. An vielen Stellen sind jetzt größere Schwärme von Buchfinken (Fringilla coelebs) und Bergfinken (Fringilla montifringilla) zu sehen. Vereinzelt sind in diesen Ansammlungen auch erste Bluthänflinge (Carduelis cannabina) zu sehen. Dagegen sind Stieglitze (Carduelis carduelis) zur Zeit noch die Ausnahme.
Wenngleich schon balzende Ringeltauben (Columba palumbus) gehört wurden, scheint die Masse das Brutgebiet noch nicht erreicht zu haben. In der Feldflur werden eher kleinere Trupps notiert. Gleiches gilt für die Hohltaube (Columba oenas). Ebenso verhalten zeigen sich die Spechte. An vielen Stellen rufen jetzt Grauspecht (Picus canus) und Schwarzspecht (Dryocopus martius). Allein der Buntspecht (Dendrocopos major) scheint in diesem Jahr noch nicht recht in Balzstimmung zu gelangen. Trommelnde und rufende Vögel sind bei dieser Art noch vergleichsweise selten zu hören.
Weitere Durchzügler, welche in den vergangenen Tagen festgestellt wurden, sind Raubwürger (Lanius excubitor), Rohrammer (Emberiza schoeniclus) und Waldschnepfe (Scolopax rusticola). Der weitgehend aktuelle Stand wird für ausgewählte Arten im Zugkalender festgehalten.

15. Februar 2009
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Greifvogelzug notieren!

Nahezu alle Greifvögel scheinen das Beobachtungsgebiet verlassen zu haben. Nur ganz vereinzelt lassen sich Mäusebussarde (Buteo buteo) sehen und Turmfalken (Falco tinnunculus) sind bei dieser Witterung schon eine Besonderheit. Selbst Sperber (Accipiter nisus) werden kaum noch gemeldet. Der früh einsetzende Winter mit anhaltenden Schneelagen und mittlerweile ungewohnt niedrigen Temperaturen scheint den Greifen arg zuzusetzen. Aus manchen Gegenden der Republik werden zahlreiche Totfunde gemeldet. Für unsere Region trifft dies wohl nicht zu. Jedenfalls wurde in dieser Richtung nichts bekannt.
Trotz der Temperaturen und des Schnees beginnt bald die Balz. Reviere werden besetzt und Zugvögel, wie der Rotmilan (Milvus milvus), kehren zurück. Da gegnwärtig kaum Greifvögel zubeobachten sind, bietet sich die große Chance, den Frühjahrszug besser als in anderen Jahren zu verfolgen. Daher bitten wir an dieser Stelle alle Beobachter, ab sofort alle Beobachtungen von Greifvögeln zu notieren, um die Abhängigkeit ihrer Rückkehr von der Wetterentwicklung verfolgen zu können. R. Walther notiert weiterhin täglich sehr gewissenhaft Temperaturen, Niederschläge, Schneehöhen und Windverhältnisse. Werden die Beobachtungen und die Wetteraufzeichnungen zusammen mit den Höhenmetern der Beobachtungsorte übereinandergelegt, dürften interessante Erkenntnisse gewonnen werden. Wann setzt der Durchzug ein, wann beginnt die Balz, gab es Bestandsverluste durch den Winter? Jede Beobachtung kann einen Beitrag zur Klärung dieser Fragen bringen.
Übrigens sind auch in Thüringen schon die ersten Rotmilane beobachtet worden. Wann werden sie den Vorstoß in unsere Höhenlage wagen?

6. Februar 2009
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Der Frühjahrszug hat begonnen.

Die Stille des Winters ist in den vergangenen Tagen bereits zahlreichen Gesängen und Rufen gewichen. Besonders in den laubholzreichen Parks und Wäldern sowie in in unseren Ortschaften sind bereits balzende Kohlmeisen (Parus major) und Blaumeisen (Parus caeruleus) zu beobachten. Auch der Grünfink (Carduelis chloris) ist jetzt allerorts zu hören. Dagegen hat der Durchzug des Buchfinks (Fringilla coelebs) noch nicht begonnen. Erste Heimkehrer wie Feldlerche (Alauda arvensis) und Star (Sturnus vulgaris) sind bereits festzustellen. Als nächste Arten werden Wacholderdrossel (Turdus pilaris), Singdrossel (Turdus philomelos) und Misteldrossel (Turdus viscivorus) erwartet. Dabei ist immer wieder mit dem Auftreten von Rotdrosseln (Turdus iliacus) zu rechnen. In unserer Feldflur werden in den nächsten Tagen wohl die ersten Trupps von Staren (Sturnus vulgaris) und Kiebitzen (Vanellus vanellus) sowie einzelne Wiesenpieper (Anthus pratensis) zu sehen sein. Alle Naturfreunde sollten überdies nach Ringeltaube (Columba palumbus) und Hohltaube (Columba oenas) Ausschau halten. Ihre Ankunft ist bereits Anfang Februar wahrscheinlich.
Die Gewässer sind weitgehend vereist, so daß sich die Beobachtung gegenwärtig auf die Wälder, Siedlungen, Fließgewässer und die Agrarlandschaft konzentriert. Dabei sollte auch auf frühe Gebirgsstelzen (Motacilla cinerea) und Bachstelzen (Motacilla alba) geachtet werden, wenngleich der Durchzug letzterer erst Ende Februar beginnen wird. Mit ersten Rotmilanen (Milvus milvus) ist allerdings bereits Mitte Februar zu rechnen. Weitere Informationen zur Ankunft ausgewählter Zugvögel finden Sie in unserem Zugkalender. Gegenwärtig ist erstes Revier- und Balzverhalten von Kleiber (Sitta europaea) und Buntspecht (Dendrocopos major) festzustellen.
Unsere Eulen und Käuze lassen sich besonders in den klaren Nächten des Vorfrühlings nachweisen. Uhu (Bubo bubo) und Waldkauz (Strix aluco) sind in den frühen Abendstunden am besten zu hören. Da bei diesen nachtaktiven Vögeln weiterhin eine große Wissenslücke besteht, ist jede Beobachtung von Bedeutung.

6. Januar 2009
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Aktuelle Beobachtungen


Seidenschwanz
Photo: S. Kästner
Das neue Jahr beginnt mit einer Reihe interessanter Beobachtungen. Der Einflug von Seidenschwänzen (Bombycilla garrulus) hält an. Immer wieder werden Trupps von 5 bis 50 Vögeln gemeldet. Der größte Schwarm umfaßte gar 150 Vögel (R. Walther, S. Kästner). Auch Birkenzeisige werden weiterhin beobachtet, doch scheint sich der Durchzug deutlich abzuschwächen. Dafür nahm der Durchzug von Wasservögeln zu. Am 3.1. waren nahe der Sperrmauer auf der Bleilochtalsperre zeitgleich 1,1 Zwergsäger (Mergellus albellus), 1,0 Mittelsäger (Mergus serrator) und 1,2 Gänsesäger (Mergus merganser) anzutreffen (R. Walther, S. Kästner). Das ist schon eine Besonderheit. Auffallend viele Schellenten (Bucephala clangula) streifen gegenwärtig die Region. Allein am 6.1. waren es 38 rastende Vögel (S. Kästner). Zuletzt wurden immer wieder auch balzende Vögel beobachtet. Eine Graugans (Anser anser) hält sich seit mehreren Tagen an der Klosterplatte bei Saalburg auf (R. Walther, S. Kästner). Dort waren am 6.1. auch 5,3 Bergenten zu beobachten (S. Kästner).
Einzelne Beobachtungen des Silberreihers (Casmerodius albus) gelangen Ende Dezember (R. Müller, S. Schade). Als seltener Gast wurde am 31.12. auch eine weibliche Samtente gesehen (R. Walther, S. Kästner). Daß Gebirgsstelze (Motacilla cinerea) und Teichralle (Gallinula chloropus) Überwinterungsversuche unternehmen, ist nicht ungewöhnlich, doch in unseren Höhenlagen selten. So ist der Nachweis einer Gebirgsstelze durch R. Müller am 31.12. durchaus bemerkenswert. Trotz der klirrenden Kälte gelangen am 6.1. zwei ungewöhnliche Entdeckungen. Auf der schneeverwehten Fläche am Ufer der Bleilochtalsperre bei Saalburg flog plötzlich eine Feldlerche (Alauda arvensis) auf! Am 10.1.1979 gelang die bisher früheste Feststellung. Nur wenige Augenblicke später wurde S. Kästner dann eines Wiesenpiepers (Anthus pratensis) gewahr, der sich in Richtung Süden davonmachte - ein Zeichen von Winterflucht eines nördlich überwinternden Vogels?
Daß die Kälte aber auch ihren Tribut fordert, zeigt der Fund eines abgemagerten Uhus (Bubo bubo) bei Remptendorf. Der Vogel starb kurze Zeit nachdem er von Anwohnern aufgenommen wurde. Das Magergewicht betrug nur noch 1150 Gramm. Zu wenig für einen Uhu, um zu überleben.